Klettern in Marokko: ein paar Wochen in Taghia

Geschrieben von: Lagoped

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Lesezeit 5 min

Warum Taghia?

Eingebettet im Herzen des marokkanischen Atlasgebirges ist Taghia ein Traumziel für Kletterer aus aller Welt. Bekannt für seine spektakulären Mehrseillängenrouten an außergewöhnlich hochwertigem Kalkstein, zieht dieses Berberdorf jedes Jahr Kletterbegeisterte an, die Ruhe, Herausforderung und atemberaubende Felslandschaften suchen. Genau das zog Florian, einen Bergführer, in das Dorf, nachdem er von begeisterten Kletterfreunden gehört hatte, die von ihren Erlebnissen dort völlig fasziniert zurückgekehrt waren.


Die Idee war kein lang gehegtes Projekt, sondern eine Gelegenheit, die sich in der Nebensaison in den Alpen bot. Ursprünglich plante er, im Herbst zu fahren, einer geeigneteren Zeit für Klettertraining. Letztendlich erwies sich der Frühling als perfekt: weniger überlaufen, noch unberührt, mit jenem klaren, hellen Licht, das die raue Schönheit des Ortes unterstreicht.

Marokkanisches Felsklettern
Marokkanisches Felsklettern

Florian ist mit Mehrseillängenrouten bestens vertraut und liebt sie wegen des erforderlichen Engagements und der nötigen Konzentration. In Taghia liegen die Standplätze weit auseinander, die Kletterei ist technisch anspruchsvoll und findet oft an steilen Wänden oder dünnen Platten statt. Doch die Hochgebirgsatmosphäre, die unberührte Natur und der makellose Fels machen das Gebiet zu einem fordernden, aber zutiefst inspirierenden Kletterparadies. Das Dorf ist keineswegs völlig abgelegen, sondern nur zwei Stunden Fußmarsch von den entlegensten Felsen entfernt, sodass Kletterer stets mit der Zivilisation in Kontakt bleiben können.

Auf dieser Reise wurde er von einem Freund begleitet, der ebenfalls Bergführer und Mitglied der Bergrettung war. Ein erfahrenes, sich ergänzendes Duo, bereit, die Wunder des Atlasgebirges zu entdecken.

Marokkanisches Felsklettern
Marokkanisches Felsklettern

Die Reise und Ankunft im marokkanischen Atlasgebirge

Die Reise beginnt in Marrakesch und führt dann mit dem Taxi weiter nach Zaouiat, dem Tor zum Tal. Dort erwacht jeden Montag der Souk zum Leben, ein wahres Theater des Handels, wo man in einem fröhlichen Durcheinander von Farben und Düften so gut wie alles findet. Bei der Ankunft am Abend waren die Lichter des Marktes zwar aus, doch der Nachhall seines geschäftigen Treibens lag noch immer in der Luft.


Die Reise geht im Geländewagen weiter, auf einem erst kürzlich angelegten Feldweg, der allmählich die Maultiere von einst ersetzt. Als wir ins Tal einfahren, kehrt Stille ein. Bei unserer Ankunft in Taghia werfen die im Dunkeln unsichtbaren Felsen dennoch ihre gewaltigen Schatten gegen den Sternenhimmel. Nur das ferne Blöken der Esel und der Gebetsruf aus dem Kloster stören die Ruhe des Dorfes.


Im Morgengrauen entfaltet sich der Zauber. Hohe ockerfarbene Mauern umgeben die Lehmhäuser, und der Kontrast zwischen dem Fels, dem Himmel und dem Grün der Felder ist beeindruckend. Die Atmosphäre ist einzigartig, zugleich rau und sanft, schlicht und einladend.

Marokkanisches Felsklettern
Marokkanisches Felsklettern

Klettertage – zwischen Anstrengung und Staunen

In Taghia beginnen die Tage früh. Der Aufbruch aus dem Dorf erfolgt in der Regel gegen 8 Uhr morgens, je nach Route manchmal auch deutlich früher. Die Zustiegswanderungen dauern zwischen 15 Minuten und anderthalb Stunden und sind oft von in den Fels gehauenen Passagen unterbrochen: Felsvorsprünge, enge Schluchten und schwindelerregende natürliche Viadukte. Jede einzelne trägt zum Abenteuergefühl bei.


Innerhalb von zwei Wochen wurden 13 Hauptrouten zurückgelegt. Ein Tag wurde im Souk verbracht, ein weiterer zur Erholung nach einem unerwarteten Schneefall. Die Nachmittage, zurück in der Lodge gegen 14 oder 15 Uhr, verbrachten wir mit einem Nickerchen, Lesen, Plaudern oder dem Kennenlernen von Dorfbewohnern.

Meije Bivouac
Meije Bivouac

Unter den bemerkenswerten Routen beeindruckte Les Rivières Pourpres (7b+ max) besonders. Die bekannte und prachtvolle Route bietet eine technisch anspruchsvolle und flüssige Kletterei mit einem herausfordernden Finale. Auch L'Axe de Mal (7c max) hinterließ mit ihren 500 Metern durchgehender und steiler Wand einen bleibenden Eindruck. Im Gegensatz dazu bietet Haden Oder Sein (6b+ max) eine spektakuläre, vertikale Klettertour durch erodierten, orangefarbenen Kalkstein, die jedoch die Finger stark beansprucht.


Manche Abschnitte erforderten besonderes Geschick. Auf der Berber-Route erwies sich eine Plattenquerung (6c) zunächst als fast unmöglich: glatt, ohne Struktur, mit weit auseinanderliegenden Griffen. Weder Florian noch sein Partner konnten sie frei klettern. Schließlich fand sich eine unerwartete Lösung: eine improvisierte Pendeltechnik. Zwei Tage später zeigte ein in einer anderen Berghütte gefundener Kletterführer eine neben dieser Seillänge eingezeichnete Uhr, als ob er ihre Vermutung bestätigen wollte.

Marokkanisches Felsklettern
Marokkanisches Felsklettern

Die menschliche und kulturelle Atmosphäre

Abseits der Klippen ist Taghia auch ein Ort der Begegnung. Die Dorfbewohner pflegen eine tief verwurzelte Gastfreundschaft. Minztee, angeregte Gespräche, helfende Hände: Die Beziehung zwischen Bergsteigern und Einheimischen basiert auf einfacher und aufrichtiger Gastfreundschaft.


Eine Begegnung stach während der Reise besonders hervor: die mit Armed, einem Mann, der allein, 40 Gehminuten vom Dorf entfernt, in einem selbstgebauten Haus lebt. Er verbringt seine Tage mit Steineklopfen, umgeben von Bergen. Die vorbeikommenden Bergsteiger sind ihm eine willkommene Abwechslung, und er bietet ihnen Tee als Zeichen stiller Freundschaft an.


Es entstanden ganz natürlich Bindungen zu den Gastgebern der Pension. Gemeinsam Tee trinken, den Kindern Französisch beibringen, beim Bau einer Steinmauer helfen: so viele alltägliche Momente, die einen unschätzbaren Wert gewinnen, wenn man dem Alltag entflieht.

Marokkanisches Felsklettern
Marokkanisches Felsklettern

Ausrüstung: Leicht, technisch, engagiert

Für dieses Abenteuer hatte Florian Ausrüstung gewählt, die den Temperaturschwankungen und den Anforderungen des Mehrseillängenkletterns gerecht wird. Die TETRAS-Jacke für Regentage, die NAGALAKA-Windjacke wegen ihres idealen Packmaßes und die CORUJA-Daunenjacke für Standplätze und kühle Abende. Mit dem HOODECE-Fleece konnte er klettern, ohne seine Daunenjacke zu beschädigen, und der PHANTOM HOODIE diente als Midlayer. Atmungsaktive und schnelltrocknende TEETREK-T-Shirts vervollständigten die Ausrüstung. Die PTARMIGAN-Shorts erwiesen sich schließlich als perfekt für Nachmittage in der Berghütte und die wärmsten Tage.


Die Ausrüstung hat perfekt funktioniert, besonders in der kälteren zweiten Woche. Leicht, funktional und robust: unverzichtbare Kriterien für Reisen in ferne Länder, wo Fehler nicht toleriert werden. Sich auf die Kleidung verlassen zu können, gibt Sicherheit und ermöglicht es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Klettern, Leben und Entdecken.

Marokkanisches Felsklettern
Marokkanisches Felsklettern

Persönliche Beurteilung und Rückkehr nach Frankreich

Für Bergführer sind diese Ausflüge abseits der Alpen von besonderem Wert. Sie bieten die Möglichkeit, neues Abenteuergelände zu entdecken, Routen zu testen, die potenziell für zukünftige Kunden zugänglich sind, und die örtlichen Gegebenheiten besser kennenzulernen. Gleichzeitig bieten sie Zeit für sich selbst, um im eigenen Tempo zu klettern, Freunde wiederzusehen und die Berge ohne Führung zu erleben.


Taghia, mit seiner unberührten Schönheit und seiner liebenswerten Gemeinschaft, wird für Florian ein wichtiger Meilenstein auf seinen Reisen bleiben. Ein Ort, an dem Fels, Kultur und Stille eine seltene Harmonie schaffen.

Florian Vallati

Florian Vallati - Familie Lagoped

Der ursprünglich aus Briançon stammende und heute in Chamonix lebende Florian, 25 Jahre alt, ist mit Skiern aufgewachsen und hat sich vom alpinen Skifahren auf hohem Niveau über Skitouren bis hin zum Bergsteigen weiterentwickelt. Als Skilehrer, Bergführer und Mitglied der Bergrettungsmannschaft der CRS (französische Bereitschaftspolizei) verbringt er die meiste Zeit in der Natur, zwischen Gipfeln und Wasserfällen, und hegt eine besondere Vorliebe für die geliebte Écrins-Bergkette.

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